EDURAN Navigator

Der Navigator gibt Einblick ins Börsengeschehen mit Ausblick.

08. Juli 2022

“Sommerhoch”. Die Teuerung erreicht neue Höchststände, die Börse eskomptiert den Zinsanstieg, blendet jedoch etwaige Gewinnrückgänge aus. Weichen die Emotionen in dieser zugespitzten Lage den Fakten, könnte ein Bärenmarktrallye einsetzen. Doch auch bezüglich der Teuerung könnte sich ein Sommerhoch abbilden, nämlich, wenn Kapazitätsengpässe überwunden werden können. Mit den von Gewerkschaften zum Teil bereits durchgesetzten Lohnerhöhungen dürfte die Inflation jedoch auf absehbare Zeit, wenn auch weniger ausgeprägt, Thema bleiben. Gleichzeitig ist mit einer Abkühlung der Wirtschaft zu rechnen, was weiteres Korrekturpotential an den Märkt birgt. Was im Bullenmarkt weniger gefragt war kann in solch einem Umfeld den Unterschied ausmachen: Aktive Titelselektion.

Marktrückblick

Das zweite Quartal war geprägt von einer akuten Schwächephase der Märkte. Setzten die amerikanischen Indexe die Korrektur vom vorhergehenden Quartal unvermittelt fort, zeigten europäische Indexe zeitweise eine gewisse Stärke, welche dann aber gegen Ende des Quartals mit abrupten Einbrüchen zurück zu vorherigen Tiefständen aus dem 1. Quartal beendet wurde. Der DAX z.B. verlor allein im letzten Monat über 10%.

Nachdem das Gold im ersten Quartal noch neue Höchststände zu verzeichnen vermochte, setzte das Edelmetall, zusammen mit dem Silber, ebenfalls seine Korrektur fort und konnte sich noch knapp über den letzten Tiefständen halten.

Die Renditen der Staatsanleihen erreichten, gemessen am Benchmark mit 10-jähriger Laufzeit, im Verlauf des Quartals neue Höchststände und gaben gegen Ende ganz leicht nach.

Mit Blick auf die Zinskurve zeigt sich die Einschätzung der Märkte, dass die jüngsten Zinserhöhungen, allein 0.75% der US-Zentralbank im Juni – was quasi einer Verdoppelung des Zinsniveaus entspricht, die Wirtschaft abschwächen wird, so, dass die Zentralbank schon bald wieder mässigen muss. Sprich, der Kapitalmarkt rechnet mit einer Schwächung der Konjunktur und einer Inflation, die zahmer daherkommt als was man aus dem Medienrauschen entnehmen kann.

Auf die Sektoren bezogen litt vornehmlich alles, was in einem Umfeld von sich verknappender Liquidität oder aufgrund der steigenden Kosten einer sich verknappenden Energie die Prognosen nach unten adjustieren müssen. Die relativen Gewinner waren demzufolge die defensiven Konsumwerte oder eben die Energietitel selbst.

Im Fokus

Schenkt man den Äusserungen von Regierungsstellen Glauben, befindet sich die Wirtschaft in guter, wenn nicht gar sehr guter Verfassung. Die Wachstumsrate global liegt bei rund 4.5% – höher als im Durchschnitt. In der immer noch grössten Volkswirtschaft der Welt, den USA, schrumpfte die Wirtschaft gemäss jüngstem Messstand per 1. Quartal 2022 bereits um 1.6%. Gerne genannt wird auch der starke Arbeitsmarkt mit Tiefstständen bei den Arbeitslosenzahlen – in den USA so tief wie zuletzt vor der Pandemie und davor nur noch im 1969/70. Doch die Teilnahme an diesem Arbeitsmarkt, und davon wird kaum berichtet, liegt mit 62.5% immer noch rund einen Punkt unter dem Niveau von vor dem Pandemiebeginn und so tief wie zuletzt nur 2015 und Ende der Siebziger-Jahre.

Auch wenn die Einkommenssituation bei den Haushalten sich immer noch als robust zeigt und eine immer noch solide Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen anhält hat sich gemäss Umfragen im 2. Quartal die Konsumentenzuversicht sich im deutlich verschlechtert. Dazu der Ausstoss der Wirtschaft am Beispiel der weltgrössten Wirtschaft der USA, aufgedrückt in Einheiten, zeigt sich rückläufig. Kurzum: Die Wirtschaft zeigt Schwäche, oder ist zumindest nicht so stark, wie von offizieller Stelle kundgetan.

Die Inflation ist in den Fokus der Politik geraten, kein Wunder, trifft es viele Haushalte und somit potentielle Wählerstimmen empfindlich. Man spricht von Preisdeckel, zapft in der Energieversorgung zum Teil die Reserven an (Biden in den USA) und die Zentralbanken – ob unabhängig oder nicht – sind aus dem Dornröschenschlaf aufgewacht und versuchen die durch Massnahmen und Reden die Preisdynamik zu brechen. Ob Zinserhöhungen in solch einem Umfeld die Teuerung wirklich brechen, ist fragwürdig. Anders als in den siebziger Jahren befinden wir uns nicht in einer boomenden Wirtschaft. Kapazitätsengpässe werden uns noch eine Weile beschäftigen. Zuerst durch die Pandemie, wo Betriebe geschlossen wurden oder dann Häfen, welche wiederum Mitarbeiter entlassen haben. Die Regierungen haben die Lohnausfälle aufgefangen und das Geld ist, während Restaurants und Kinos wie auch Casinos und Freizeitpärke zu hatten, gerne im online-shopping ausgegeben worden. Als die Lockdowns wieder aufgehoben worden sind, wurden die Häfen regelrecht mit bestellten Ladungen aus Fernost überflutet, so, dass die Schiffe oft ohne die entleerten Container zurückgefahren mussten, weil die Zeit fehlte, diese wieder aufzuladen. Die Preise für Container sind entsprechend von ursprünglich USD 1’000 auf über 10’000 gestiegen. Dies wirkt sich auch auf die Preise der Güter aus, abgesehen von der erhöhten Nachfrage. Zu erwarten ist, und teilweise bereits spürbar, dass sich die Lage wieder normalisiert. Die Logistik kommt langsam zurück in den alten Trott, die Frachtkosten sinken, wenn auch ein Nachgeschmack liegen bleibt und die Zulieferketten zum Teil umdisponiert werden.

Mit den Zinserhöhungen wird nun wiederum den Betrieben ein Stein in den Weg gelegt und die Produktion wird eher gebremst als gefördert.

Kommt hinzu, dass die Nachkriegsgeneration diese Jahre ins Rentenalter eintritt: Fachkräftemangel überall. Unter dem Strich dürfte all dies zu einem höheren Preisniveau führen, jedoch eher von struktureller Natur getrieben als in erster Linie von alleinig einer überbordenden Geldmenge.

Ausblick

Die anstehenden Monate werden zeigen, ob wir in eine Rezession schlittern, gar eine scharfe, oder, ob alles weniger schlimm kommt. Eine Entspannung hinsichtlich des Konflikts mit Russland würde Europa helfen, dazu ein Abflachen der Teuerung könnte global ein Abwenden einer Rezession bedeuten.

Wo Liquidität vorhanden ist, bieten sich auch in diesem Umfeld relativ attraktive, mit Vorsicht anzugehende Einstiegsmöglichkeiten – relativ, weil aus der Konsequenz der zuvor beschriebenen Mengenlage die Kurse weiter purzeln könnten. Viele Werte haben allerdings bereits kräftig korrigiert und man bezahlt historisch gesehen nicht mehr allzu teure Preise – eben, wenn dann die zukünftigen Erträge nicht zu stark einbrechen. Mut zur Lücke: Eine erste Tranche zum Kauf bietet sich an, gerade auch dort, wo man sich in den letzten Jahren mit Zukäufen zurückgehalten und Liquidität auf die Seite gelegt hat. Die Märkte dürften die anstehenden Zinserhöhungen eingepreist haben und wenn die Wirtschaft sich abkühlt, wird sich zeigen, ob die Zentralbanken bei steigenden Arbeitslosenzahlen noch Kurs hält oder wieder zurück ins alte Fahrwasser des günstigen Geldes zurückfällt.

Eine scharfe Rezession mit Arbeitslosen und in Kombination mit bereits rekordhohen Schulden auf Staatsebene wünscht sich niemand und gerade wir als Gesellschaft im Westen stünden vor schweren Herausforderungen. Der Druck auf die Politik und die Regierungen wird somit nebst der Teuerung wohl auch auf anderen Ebenen zunehmen. Eine defensive Auslegung der Portfolios mit Fokus auf Anlagen mit stetem Geldfluss zahlt sich wiederum aus.

“Aktien-Preise schwanken stärker als Aktien-Werte.”  Franklin Templeton

EDURAN AG

Thomas Dubach

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