03. Juli 2023
«Die glorreichen Sieben». Wie beim Western mit Starbesatzung vom Jahr 1960 zeigten ein paar Wenige den anderen den Meister. Das erste Halbjahr war geprägt durch eine gewisse Lethargie; der breite Markt wusste nicht so recht wohin die Reise gehen soll und handelte in einer breiten Seitwärtsbewegung. Doch anders war dies bei ein paar wenigen, grosskapitalisierten Technologiewerten. Nach der deftigen Korrektur von 2022 erholten sich diese Titel, teils nahe der alten Höchststände, und hievten zumindest die entsprechenden Indexe aus dem Sumpf. Künstlicher Intelligenz sei Dank, obwohl hier vieles, wie so oft, noch in der Zukunft liegt. In der Gegenwart hingegen liegt der Umstand, dass die Zinsanhebungen der Notenbanken Spuren hinterlässt und der breite Markt von Unsicherheiten bezüglich der Wirtschaftsentwicklung geprägt ist. Die Inflation zeigt erste Anzeichen einer Abflachung, doch die Notenbanker zögern und bekunden, am Kurs der ansteigenden Zinsen festzuhalten.
Die Erwartungen waren da, dass die Märkte sich nach der Korrektur vom 2022 irgendwo erholen. Die Inflation flachte während der zweiten Jahreshälfte zunehmen und somit könnte das Schlimmste vorbei so – so die Meinung. Und so oder ähnlich kam es auch, denn die Aktienindexe starteten mit Verve ins neue Jahr – aber korrigierten dann zwischenzeitlich auch wieder. Nicht so der Nasdaq oder auch der S&P500, welche aufgrund der stark positiven Kursentwicklung von ein paar wenigen Aktien eine schöne Erholung zeigten.
Die meisten Sektoren konnten zumindest die Kursniveaus gewissermassen stabilisieren. Einzig der Energiesektor fiel nach den starken Zunahmen während der Covidkrise weiter zurück. Aber auch die Versorger kamen nicht weit und zeigten wiederum Schwäche.
Bei den Edelmetallen kam Gold nahe den alten Höchstständen. Ein Ausbruch liegt nahe, nachdem es bereits zweimal diese (technische) Hürde nicht hat überwinden können.
Die glorreichen Sieben haben die Märkte aus dem Sumpf gezogen. Die erhoffte Erholung ist somit eingetreten, schaut man den Index an. In vielen Portfolios mag es etwas anders aussehen, sei dies bei einem breit abgestützten Schweizer Portfolio oder auch im europäischen Kontext, kommt hinzu das Zeitfenster. Denn die Märkte liefen in einer breiten Seitwärtsbewegung mit zwischendurch Anstalten von weiteren Einbrüchen. Der Kraftakt dieser in der Anzahl wenigen Titeln half, das Sentiment Schluss Amend zu drehen. Oder vielleicht war es einfach auch die Einsicht, dass die Teuerung wieder etwas zurückkommt und die Zinsen eher nicht mehr allzu stark ansteigen sollten. In jedem Fall scheint das das Kapital seinen Weg zurück in den Aktienmarkt gefunden zu haben, dies, obwohl der Geldmarkt an Attraktivität dazu gewonnen hat. Dennoch, das erste Halbjahr war ein Akt auf dem Drahtseil und wer mit längerfristiger Optik unterwegs war, lief weniger Gefahr durch die scharfen und schnellen Auf- und Abs Geld zu verlieren.
Wir sind immer noch der Meinung, dass sich die Teuerung primär aus dem Umstand der Lockdowns während der Pandemie, unter gleichzeitiger Fortzahlung der Löhne oder des Lohnersatzes, ergeben hat. Gäbe es keine Regierung, steckten wir in einer Deflation. Wie in früheren Navigator-Beiträgen beschrieben, werden wir wohl mehr vom Gleichen sehen: Die Regierungen (und die Gesellschaft) hat noch Geld, um dieses weiter umzuverteilen, gegen Kredit auszugeben und somit die anstehenden Probleme vorerst aus dem Weg zu räumen. Wir erwarten somit tiefere Zinsen, aufgrund der sich abschwächenden Teuerung, und mittelfristig höhere Kursnotierungen.
Die Zentralbanken halten an der Gangart, die Teuerung mit höheren Zinsen zu bekämpfen fest. Dies, obwohl die Gefahr besteht, dass die rekordhohe wie auch rekordschnelle Anhebung der Leitzinsen in der Wirtschaft Bremsspuren hinterlassen wird. Der Arbeitsmarkt, einer wichtigsten Indikatoren für diese Handhabung, zeigt noch wenig Anzeichen einer Abflachung. Doch zeigen die Details bei der Datenerhebung, dass nicht alles Gold ist was glänzt und nicht alle Daten entsprechend schlüssig mit dem bis anhin gezogenen Fazit sind. Uns würde es nicht überraschen, wenn denn nicht im kommenden Halbjahr, dann doch zu Beginn von 2024, die Inflation sich wieder abschwächt und die Zinsen nicht weiter angehoben oder gar gesenkt werden. Die Inflation jedoch bzw. die Zinsen dürften, aufgrund der zuvor genannten Tendenz zum Geldverteilen seitens der Regierungen, nicht zwingend auf das Niveau von vor Covid zurückfallen. Wie Paul Krugman in einem Artikel im Wallstreet Journal kommentiert hat, ist mit einem höheren Grundniveau der Zinsen zu rechnen, auch weil die Wirtschaft vermehrt vor Ort in der Region produzieren wird und somit die Investitionen nach Jahrzehnten weg vom Fokus in Software und Intellekt, hin zu Produktionsstätten und Infrastruktur wechseln dürfte. Dies erfordert eine höhere Nachfrage nach Kapital, was den Preis, die Zinsen, tendenziell etwas höher ausfallen lassen dürfte.
“Entweder finden wir einen Weg, oder wir machen einen.” Hannibal
EDURAN AG
Thomas Dubach
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