10. Januar 2024
«Bärenjagd». Die Märkte kamen nicht richtig in Schwung und der Überfall der Hamas auf Israel brachte den Absacker. Mit Hinblick auf potenziell höhere Ölpreise kam die Teuerung dann doch weiter zurück. Schlimmeres blieb aus, so, dass sich die Märkte aufgrund der vorsichtigen Positionierung in Kombination mit potenziell tieferen Zinsen gegen Jahresende hin markant erholen konnten.
Die Märkte konnten einiges gut machen im diesem vierten Quartal. Dank einem Ausblick, der keinen weiteren Anstieg der Inflation verspricht und somit ein mögliches Ende des Zinsanstiegs bevorsteht. Vor allem Märkte im Euroland konnten Prozente wettmachen, nachdem diese nebst Kursverlusten auch währungsbedingt überverkauft waren – Investoren kauften vermehrt den überverkauften deutschen Markt, Europa im weiteren Sinne.
Das Gold wie auch weitere Edelmetalle konnte ebenfalls zulegen und kam den bisherigen Höchstständen nahe. Ein Ausbruch nach oben, macht den Weg frei zu neuen Allzeithöchstständen. Bei den Währungen setzte eine Gegenbewegung gegenüber dem erstarkten US-Dollar ein, welche den EUR wieder über die Parität brachte und beim Yen setzte, gleich der Aktienmarktrallye, auf Jahresende hin, eine ebenso kräftige Gegenbewegung ein (USDJPY).
Der Energiesektor setzte seine Konsolidierung fort, schloss das zweite Halbjahr dennoch leicht im Plus. Jedoch wurde er vom sich erholenden Finanzmarkt wie auch vom Technologiesektor im Lead abgelöst. Consumer Staples und Utilities gingen negativ aus dem zweiten Halbjahr hinaus, trotz des starken vierten Quartals. Die Gemengelage mit nach wie vor starkem Konsumenten- und Arbeitsnehmermarkt (zumindest gemäss Statistik), sinkenden Inflationszahlen und massiven Zinserhöhungen vor allem am kurzen Ende zeigt erste Tendenzen, aber noch kein klares Bild. Jedoch scheint die Anfang Jahr noch erwartete Rezession vom Tisch zu sein.
Überblick Sektoren
Die erwartete Rezession blieb aus, so im ersten Halbjahr. Der Arbeitsmarkt hält sich überraschend gut, auch wenn bei genauerem Hinschauen Risse erkennbar sind. Die Konsumenten jedoch scheinen noch von den Covid-Geldern zerren zu können, der Stimulus wirkt nach. Die Wirtschaft sieht sich gezwungen höhere Tarife zu akzeptieren, Ansätze einer Dynamik hin zum Arbeitnehmermarkt. Dies vor allem auch, weil es schwierig scheint, die Leute zurück an die Arbeitsstätte zu holen. Doch wird dieser Umstand wahrscheinlich sich abschwächen, wenn die massiven Programme der Regierungen, durch das System hindurch geronnen sind. Der Angriff der Hamas auf Israel brachte eine Zäsur mit sich, zumindest geopolitisch. Die Märkte hielten sich nach kurzem Zucken an die Devise, dass politische Börsen kurze Beine haben. Doch auch hier bleibt vieles im Vagen und die Situation bleibt unsicher, wo augenblicklich weiteres Ungemach die Märkte schockieren kann. Über all dem gesehen, scheint das Geld weiterhin seinen Weg in Risikoanlagen zu finden. Zumindest in die auserwählten grosskapitalisierten Namen. Die Marktbreite hat nochmals abgenommen und die Indexe bilden hie und da negative Divergenzen. Die Kehrseite bietet attraktive Anlagen, nämlich dort, wo die grossen Schläuche der passiven Anlagen nicht den Weg hinfinden. Aber auch in Bluechips, wie z.B. Roche, haben die letzten zwei Jahre korrigiert und bieten eine Dividendenrendite knapp 4% bei einer Bewertung von >10x dem Betriebsgewinn. Auch technisch stehen einige Titel im midcap-Bereich in den Startlöchern. Die Aussichten sind schwierig zu manifestieren, was Anleger wohl dazu verleitet, hin zu den nach oben tendierenden Wachstumstiteln zu investieren. Diese jedoch sind teuer und werden nach Adam Riese die Prämie eines Tages wieder abbauen – und nicht alle werden die Prognosen einhalten können. Im Fokus steht für uns die Zwischenstufe, weg von den tiefen Zinsen, hin zu entweder mittelfristig höheren Sätzen oder dann hinein in eine Rezession. Die Schuldensituation der Nationen hat sich kontinuierlich verschlechtert, die politische Landschaft ist fragiler geworden. Anlagen mit geringer Risikoprämie glänzen, in unseren Augen, und die heutige Situation bietet Gelegenheiten, das Portfolio entsprechend auszubauen.
Mit der nachlassenden Teuerung eskomptiert der Markt Zinssenkungen. Nachdem die Zentralbanken in Windeseile die Zinsen hochgeschnellt haben, zeigen sich erste Bremspuren. Wenn auch noch fein, deutet die Sprachregelung auf eine baldige Kehrtwende in der Zinspolitik hin. Im Auge zu behalten sind der Arbeitsmarkt wie auch – selbstredend – die Inflationszahlen. Hier teilen sich die Auguren wohl in zwei Lager: Die Zentralbank vorneweg sehen die Möglichkeit mittels Stellschrauben die Wirtschaft mitsamt der Teuerung kontrollieren zu können. Die andere Hälfte, quasi, sieht vor allem die Inflation auch als psychologisches Phänomen, wo eher reagiert wird als agiert werden kann, und ersteres meistens zu spät. Nichtsdestotrotz scheint des deflationäre oder dis-inflationäre Druck vorhanden zu sein. In den westlichen Industrienationen spielt die Demografie eine Rolle (Nachkriegsgeneration geht in Pension), mit den höheren Zinsen wird es zunehmend schwieriger die immensen Schulden refinanzieren zu können. China hat soeben einen Schock im Immobilienmarkt erlebt und kämpft aktuell eher mit einer Deflation als mit einer Inflation. Die politische Situation bringt zudem den Umstand mit sich, dass die Rohstoffe sich verteuern dürften. Westeuropa hat viele Leute, aber wenig Rohstoffe – Russland hat wenig Leute und viel Rohstoffe. Mit den BRICS-Staaten bildet sich eine neue Wirtschaftsgemeinschaft und es wird für den Westen der industrialisierten Staaten schwieriger sein, an günstige Rohstoffe zu kommen. Dies wiederum stellt die Gegenbewegung dar und treibt die Preise nach oben. Für das Kapital bietet ein ausgewogenes Portfolio das sicherste Zuhause in einer zunehmend unsicher werdenden Welt. Der Börsenbär schleicht weiter durch die Wälder, man war ihm dicht auf den Fersen, erlegt werden jedoch, konnte er noch nicht.
“Billiges Geld führt zu Fehlinvestitionen.” Tom Borg
EDURAN AG
Thomas Dubach
Schreibe einen Kommentar