07. Dezember 2024
„Hinschauen lohnt sich“. Ein Interview in der Tagesanzeiger-Beilage „Future of Finance“ übers Vermögenverwaltungsgeschäft mit der Eduran AG.
«Hinschauen lohnt sich»
Herr Dubach, die Finanzindustrie hat eine turbulente Zeit hinter sich. Vor rund einer Dekade fiel das Schweizer Bankgeheimnis gegenüber dem Ausland, und mit dem Untergang der Credit Suisse ist eine weitere traditionsreiche Marke vom Finanzplatz verschwunden. Wie hat sich Ihre Arbeit als Vermögensverwalter verändert?
Bezeichnenderweise wurde das regulatorische Umfeld in dieser Zeit verschärft, was zu einem administrativen Mehraufwand führt. Für uns wird der Marktzugang erschwert, aber auch Neugründungen sind aufwendiger und kostspieliger geworden. Unter dem Strich dürften sich Vor- und Nachteile weitgehend die Waage halten. Die Qualität unserer Dienstleistung bleibt bestehen. Der Verlust einer global tätigen Universalbank wie der Credit Suisse jedoch ist ein schmerzhafter Rückschlag für den Finanzplatz Schweiz. Nebst den von Ihnen genannten Entwicklungen beobachten wir auch einen Wandel in der Anlagewelt, insbesondere in der Art und Weise, wie Kapital investiert wird.
Wie meinen Sie das?
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein Trend hin zu passiven Anlagestrategien über Sammelvehikel wie z.B. ETFs entwickelt. Anleger investieren zunehmend in Indizes oder auch Themenfonds, ohne sich detailliert mit den zugrunde liegenden Einzelwerten auseinanderzusetzen. Der Fokus liegt mehr auf der Performance als auf der Substanz. Nebenbei sei angemerkt, dass Anleger, die Aktien nicht direkt halten, einen Teil ihrer Aktionärsrechte einbüssen. Die Finanzindustrie ist eben auch eine mächtige Verkaufsbranche, die Wege fördert, um Anleger dazu zu bewegen, auf möglichst einfachem Weg möglichst viel Kapital an die Börse zu bringen.
Am Ende zählt doch, dass der Anleger Rendite erzielt. Sind die Details so entscheidend?
Die Rendite geht stets mit Risiko einher und dieses sollte man kennen, damit langfristig ein Wertzuwachs zustande kommt. Wir befinden uns in einem Zeitfenster, das geprägt ist von niedrigen Zinsen. Seit der Finanzkrise 2008/09 steht Kapital nahezu kostenlos verfügbar. Dann kam die Covid-Krise hinzu, begleitet von umfangreichem Fiskalstimulus. Enorme Kapitalströme sind an die Börsen geflossen und wurden auch durch passive Anlagen vor allem in grosskapitalisierte Titel gelenkt. Am Beispiel der 100 grössten US-Unternehmen (S&P 100 Index) ist zu erkennen, dass der steigende Aktienpreis auch auf eine Bewertungsexpansion zurückzuführen ist. Bei den kleinkapitalisierten Werten (S&P 600 Index) ist das weniger der Fall, und man bezahlt einen niedrigeren Preis für eine Einheit zukünftiger Erträge.
Ein weiteres Beispiel, wo Detailkenntnisse Mehrwert bringen können, ist der Gold-ETF GDXJ. Im Jahr 2017 mussten Aktien abgestossen werden, da die Beteiligungen in die Nähe einer Schwelle kamen, die ein Übernahmeangebot erforderlich machte. Aktive Investoren kauften diese Aktien günstig und fügten dem Portfolio mit reduziertem Risiko Mehrwert hinzu. Weiter erlitten 2022, als die Zinsen stiegen, viele der zuvor hoch bewerteten Börsenlieblinge erhebliche Kurseinbrüche. Mit Präsident Trump könnte auch im ESG-Bereich Bewegung reinkommen.
Wie gehen Sie mit dem aktuellen Umfeld um?
Unser Ansatz ist unabhängig vom Marktumfeld: Solide Werte zu attraktiven Preisen finden. Dabei wählen wir gezielt Unternehmen mit überzeugenden Geschäftsmodellen, starker Bilanz und robusten Cashflows aus. Eine attraktive Dividendenpolitik mögen wir ebenfalls. Diese Strategie ermöglicht es, Positionen auch während Marktkorrekturen zu halten, auszubauen oder zu ergänzen.
Können das heute nicht auch Robo-Adviser oder ähnliche Systeme leisten?
Mir sind nur wenige automatisierte Ansätze bekannt, die die vielfältigen Eigenheiten der Börsen berücksichtigen können. Zudem sind solche Systeme kostenintensiv und oft standardisiert, was individuelle Kundenbedürfnisse einschränkt. Wir hingegen betreuen eine begrenzte Anzahl von Kunden, was es uns erlaubt, durch maßgeschneiderte Lösungen vollständig auf das Individuum und die Kundenwünsche einzugehen.
Wie sehen Sie die Zukunft vom Finanzplatz Schweiz und der Vermögensverwalter?
Mit einer freiheitlichen Ordnung und dem Schutz des Eigentums kann die Schweiz wettbewerbsfähig bleiben. Dennoch gibt es grosse Herausforderungen für den Bankenplatz. Während in z.B. Asien Vermögen aufgebaut wird, steht in der Schweiz die Vermögensübertragung im Vordergrund. Wenn es gelingt, an internationalen Wachstumsmärkten zu partizipieren, wird auch die hiesige Finanzindustrie profitieren. Als Vermögensverwalter sehen wir uns als ‚Financial Butler‘ – je besser wir unsere Kunden kennen und je mehr Vertrauen sie uns entgegenbringen, desto besser können wir sie durch auch herausfordernde Marktphasen begleiten. Für soliden Vermögenszuwachs braucht es beides: Gute Anlageentscheide und Kapital, das auch in schwierigen Zeiten standhaft bleibt und Chancen nutzt. Die Beständigkeit unseres Ansatzes, der die von uns betreuten Anlagen erfolgreich durch die vergangenen 40 Jahre geführt hat, lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken – trotz bewegten Zeiten.
Die Eduran AG ist 1984 gegründet worden mit Büros in Zürich, Lichtensteig und Zug und betreut als Vermögensverwalter Privatkunden.
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