EDURAN Spotlight

Spotlight bringt Licht in ein Thema von Interesse oder von Aktualität.

18. September 2018

„There is no free lunch“ – dies gilt auch für die Debatte passives versus aktives Investieren. Passives Investieren kommt mit einem günstigen Preisschild, bringt aber auch gewisse Abstriche mit sich.

Passives Investieren und ETFs

Mit dem Aufkommen von Exchange Traded Funds (ETF) hat der Marktanteil vom passiven Investieren stetig zugenommen. Inzwischen ist bei Zeiten schon bald die Hälfte des Marktvolumens den passiven Anlageformen zuzuschreiben.

Es gibt eine Reihe von Vehikel, bei denen keine aktive Selektion von Aktien oder auch z.B. Anleihen vorgenommen wird, sondern einen möglichst gesamtheitlich und ungefiltert Zugang zum „Markt“ ermöglicht werden soll. Was um die Jahrtausendwende langsam begonnen hat die Runde zu machen, ist seit den letzten paar Jahren in aller Munde. Eine gewichtige Form davon: der ETF. Kein Wunder, denn der ETF ermöglicht unkomplizierten Zugang zu einer diversifizierten Anlage zu Tiefstkosten. ETF bieten ebenso Zugang zu verschiedenen Anlagethemen oder Anlagestrategien. Wie dies in der Praxis funktioniert und was der Anleger unter Umständen schlussendlich im Portfolio hält, möchten wir in dieser „spotlight“-Ausgabe etwas beleuchten.

Erfunden hat es John Bogle. Der heutige VR-Präsident der Vanguard-Groupe, hatte am 31. August 1976 – 16 Monate nach der Gründung von Vanguard – ein Indexvehikel an die Börse gebracht. Die vier mächtigsten Brokerhäuser der USA waren mit an Bord und hatten rund USD 150 Mio an Wert oder Kapitalisierung erwartet. Bei Buchschluss waren nur rund USD 11.3 Mio beisammen und die Broker wollten den Börsengang absagen. Jack Bogle hielt daran fest, ging es hier um den ersten gehandelten Indexfonds, welcher ins Leben gerufen worden ist. Nebst Mr. Bogle war auch der Nobelpreisträger Samuelson von gewichtiger Bedeutung, hatte er bereits 1951 ein Papier geschrieben über die passive Indexierung und ist somit der geistige Vater. Die ursprünglichen USD 11 Mio waren dann im Jahr 1999  rund USD 100 Mio wert. ETF sind definitiv in der Anlagewelt angekommen. Auch die grosse Finanz-Krise (GFC) in den Jahren 2008/09 konnte dem Wachstum nicht viel anhaben – nachdem sich viele Anleger eine blutige Nase geholt haben, ist das Wachstum in passiven Anlagen eher noch angestiegen, da der Glaube an Aktien-Selektion gelitten hat. Mit dem breiten Markt lässt sich sicherer kutschieren.

 

Wie so oft im Leben, kann eine gute Absicht zu einem Resultat führen, dass neue Probleme mit sich bringt oder auch: es ist nicht immer das drin, was drauf geschrieben steht.

Die passive Anlage ist regelbasiert oder versucht ganz einfach einen Index zu wiederzugeben. Im letzteren und am weitest verbreiteten Fall, den Index wiederzugeben, soll der Kunde Zugang zum breiten Markt haben. Dies erhöht durch Diversifikation die Sicherheit, so die allgemein gültige Meinung. Verspekulieren durch Selektion von Nieten gibt es hier nicht. Hier sei noch nebenbei zu erwähnen, dass der Index selbst ebenfalls eine Selektion darstellt. Sei dies wie beim amerikanischen S&P-Index bestimmt durch ein Komitee oder wie bei anderen Indizes durch die Kapitalisierung (die grössten Firmen) oder durch den Preis (Dow Jones Index). Der Kunde hat zum Beispiel beim QQQ, welcher den Nasdaq darstellt, einen relativ grossen Anteil der Investition in nur 5 Titel: Facebook, Microsoft, Apple, Amazon und Google. Wäre es ein Anlagefond mit aktivem Management würde in manchen Rechtsgebieten die Aufsicht einschreiten, da eine solche Konzentration an einzelnen Titeln nicht erlaubt ist (wenn das Vehikel einen Index repliziert, dann ist es erlaubt). Wenn Kunden einfachen Zugang zu einer bestimmten Region oder zu einem Land haben möchten, bieten sich ebenfalls z.B. ETFs oder andere passive Investitionsmöglichkeiten an. Beim ishares MSCI Spain ETF zum Beispiel steckt das meiste investierte Kapital in Firmen, welche nicht zwingend ihr Geschäft in Spanien abwickeln. Die grösste Position, Banco Santander z.B., verdient mehr Geld in Brasilien weniger als 1/6 in Spanien.

Auch bei der Bewertung des ETFs, z.B. beim Kursgewinnverhältnis, kann es vorkommen, das Firmen mit Verlust und demzufolge mit einem negativen Kursgewinnverhältnis oder Wachstumstitel mit einem absurd hohem Kursgewinnverhältnis aus der Berechnung ausgeschlossen werden.

Da passives Investieren keine grossen Einstiegshürden mit sich bringt, ist das Geschäft mit dünnen Margen versehen. Hohe Volumen sind gefragt, damit man betriebswirtschaftlich auf einen grünen Zweig kommt. Als Konsequenz braucht man hohe Umsätze in z.B. Aktien, welche Bestandteil des Produkts sind. So kann es sein, dass Aktien aus einem Index sich im ETF nicht wieder finden, da der Umsatz pro Tick Bewegung zu niedrig ist.

Mit dem inzwischen gewichtigen Anteil von passiven Investitionen im Markt wird die Liquidität immer mehr zum Thema. Die eigentliche Aufgabe vom Markt wäre es, den Preis zu bestimmen. Durch das passive Investieren spielt dieser Preismechanismus nicht mehr richtig. Denn wie zuvor beschrieben fliesst Kapital in entweder grosskapitalisierte Werte oder andere, welche ein gewisses Handelsvolumen an den Tag legen können, ohne dass irgend eine Bewertung des Geschäfts, der Bilanz, vorgenommen wird. Gewisse Strategien wie z.B. Momentum-Strategien funktionieren gut, denn das Geld, welches neu investiert wird, geht immer wieder in die gleichen, auserwählten Titel. Auch z.B. Value-ETFs profitieren, denn die ETFs sind auf grosse Titel angewiesen und deshalb finden sich in vielen grossen ETFs die gleichen Titel wieder. Wenn eines Tages Geld aus dem Markt abgezogen wird, Gewinne realisiert werden, dürfte die Liquidität zum Problem werden.

Durch aktive Titelselektion wird im Gegensatz zum passiven Investieren nicht quasi blind nach Marktkapitalisierung oder Titelpreis Geld angelegt.  Vielmehr werden Geschäfte analysiert und bewertet. Dieser Preisfindungsprozess ist durch das vermehrte Aufkommen von passiven Anlageformen zu einem Teil verhindert oder gestört worden. Titel, welche stark vertreten sind in ETFs werden teurer und solche, die nicht (mehr) Teil davon sind (weil der ETF zu gross geworden ist) hinken dem Markt hinterher, mussten etwas untendurch.

Die scheinbar günstige Anlagemöglichkeit des passiven Investierens kommt somit auch mit einem Preis – denn nichts ist gratis zu haben.

Ihre EDURAN AG

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